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Als Kind in den Schweizer Alpen verbrachte ich jede freie Minute draussen – kletterte auf Bäume, spielte Fussball zwischen ihnen und fühlte mich in der Natur zuhause. Meine Mutter brachte mich nur aus einem Grund ins Haus: wenn die Helikopter kamen. Sie versprühten Pestizide über die Rebberge und zwangen uns nach drinnen. Meine Lungen brannten, mein Kopf schmerzte – und zum ersten Mal spürte ich, dass die Natur nicht immer sicher war.
Niemand stellte es in Frage. Es war einfach, wie es war. Aber etwas in mir wusste – so sollte es nicht sein.
Dieses Gefühl liess mich nie los.
In Nicaragua, direkt nach meinem ersten Permaculture Design Course, wurde mir ein kleines Stück Land gegeben – nicht als Chance, sondern weil es niemand wollte.
„Mach damit, was du willst,“ sagten sie. „Hier wächst sowieso nichts.“
Der Boden war trocken, leblos. Ich hatte keine Ahnung, ob sie recht hatten – aber ich pflanzte trotzdem.
Anfangs arbeitete ich in Ungewissheit. Ich wusste nicht genau, was ich tat, aber ich hatte neues Wissen, frische Inspiration und den tiefen Wunsch, es zu versuchen. Ich beobachtete, experimentierte, testete und passte mich an. Und dann – begann es zu wachsen.
Erst klein, dann immer mehr, bis kein Zweifel mehr blieb:
Selbst das am stärksten geschädigte Land kann wieder zum Leben erwachen, wenn wir ihm geben, was es braucht.
Erst später verstand ich vollständig, warum es funktioniert hatte. Die Bäume, der Boden, die Wasserkreisläufe – alles war verbunden, Teil eines Systems, mit dem wir arbeiten sollen, nicht dagegen.
Ich hatte nicht einfach nur Land regeneriert. Das Land hatte mich gelehrt, wie es sich selbst regeneriert.
Dieser Moment veränderte alles. Es war der erste echte Beweis, den ich sah – nicht nur in der Theorie, sondern im Boden, in meinen Händen.
Von Anfang an hatte ich den Drang, diese Inspiration zu teilen. Als ich Regeneration in Aktion sah, wusste ich, dass ich andere lehren, dieses Wissen verbreiten und mehr Menschen befähigen musste, Teil dieses Prozesses zu werden.
Was als persönliche Entdeckung begann, wurde zu einer lebenslangen Mission – zu lehren, zu inspirieren und die Werkzeuge der Regeneration weiterzugeben.
Bis heute bleibt diese Leidenschaft bestehen.
Später auf meiner Reise, während ich ein Stück Land in Sardinien regenerierte, fand ich mich wieder dabei, die letzte verbliebene Grünfläche in einer Industriebrache wiederherzustellen. Stück für Stück kehrte das Leben zurück. Der Boden wurde weicher. Grün drückte sich durch die Risse. Vögel nisteten dort, wo einst nur Beton war.
Dann kam COVID. Alles stand still. Die Fabriken verstummten, die Luft wurde klar, und zum ersten Mal seit Jahren kehrten Flamingos zurück – mitten in der Industriezone.
Es war der unbestreitbare Beweis: Die Natur muss nicht gerettet werden. Sie braucht nur Raum, um zu heilen.
Für einen Moment glaubte ich, dass wir eine Wende erreicht hatten. Dass diese Pause der Welt gezeigt hatte, was möglich ist. Doch genauso schnell holte sich das System zurück, was es verloren hatte. Die Fabriken öffneten wieder, die Luft verschmutzte sich, und als wäre die kurze Rückkehr der Natur eine Bedrohung gewesen, fegte ein Feuer über das Land und verbrannte die Hälfte davon.
Ich stand da und sah zu, wie alles, woran ich gearbeitet hatte, in Flammen aufging, und mir wurde klar:
Regeneration bedeutet nicht nur, für die Natur zu kämpfen. Es bedeutet, ihr den Raum zu geben, den sie braucht, um wieder zu gedeihen.
Wir verbringen so viel Zeit damit, zu kontrollieren, zu widerstehen, zu reparieren. Doch wenn wir zurücktreten, wenn wir mit der Natur gestalten, anstatt gegen sie, dann findet das Leben seinen Weg zurück.
Das war der Moment, in dem ich wirklich verstand: Unser Einfluss zählt – aber genauso auch unsere Abwesenheit.
Wenn Zerstörung schnell geschieht, kann es Regeneration auch –wenn wir uns dafür entscheiden.
Jahrelang suchte ich alleine nach Antworten. Ich sah zu, wie Wälder verschwanden, fruchtbares Land zu Staub wurde und grüne Initiativen sich nur darauf konzentrierten, das zu schützen, was bereits erschöpft war. Es fühlte sich an, als würde alles entgleiten, und niemand hatte einen echten Plan, um den Schaden rückgängig zu machen.
Je tiefer ich eintauchte, desto überwältigender wurde es.
Rückblickend bin ich zutiefst dankbar, dass ich die regenerative Bewegung gefunden habe – einen Raum, in dem echte Lösungen existieren. Nicht nur Ideen, sondern lebendiger Beweis.
Land, das einst als tot galt, brachte wieder Nahrung hervor. Wasserkreisläufe wurden wiederhergestellt. Menschen regenerierten Ökosysteme – nicht nur das, was noch übrig war.
Das Wissen, dass diese Lösungen existieren, hat mich weiter antreiben.
Ich ging den Weg vom Freiwilligen zum Visionär, vom einfachen Arbeiten an Projekten hin zur Entwicklung ganzheitlicher Systeme – mit einem neuen Blick darauf, wie wir Land nutzen, wie wir Gemeinschaften aufbauen und wie wir uns mit der Natur verbinden.
Ich habe gelernt, dass Nachhaltigkeit nicht bedeutet, weniger Schaden anzurichten, sondern aktiv aufzubauen, wiederherzustellen und die Räume, in denen wir leben, so zu gestalten, dass Menschen und Natur gleichermaßen gedeihen.
Wahre Regeneration geht über Ökosysteme hinaus – sie betrifft auch unsere Kultur. Wie wir leben, wie wir uns verbinden und zusammenarbeiten, muss ebenso regenerativ sein, um Gemeinschaften zu schaffen, die Resilienz, Gleichgewicht und langfristiges Wohlergehen fördern.
Regeneration ist kein Traum – sie ist eine praktische, skalierbare Realität, wenn wir uns darauf einlassen, mit natürlichen Systemen zu arbeiten, statt unsere eigenen aufzuzwingen. Es bedeutet, neu zu denken, wie wir Nahrung anbauen, wie wir bauen und wie wir interagieren – nicht nur mit dem Land, sondern auch miteinander.
Heute arbeite ich mit Grundbesitzern, Investoren und Gemeinschaften zusammen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen – degradierte Flächen in blühende, selbsttragende Ökosysteme zu verwandeln und gleichzeitig eine Kultur der Regeneration zu fördern.
Es geht nicht nur um die Natur. Es geht darum, wie wir leben, wie wir bauen und wie wir die Zukunft gestalten.
Ich frage nicht mehr, ob Regeneration möglich ist. Ich frage, wie weit wir bereit sind zu gehen, um sie unaufhaltsam zu machen.
Let's Talk.
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